Aktuelles im August 2010
Für die kommende Pflanzsaison im System werden nun die zweijährigen Pflanzen ausgesät. Verschiedene Königskerzen-Arten (Verbascum) wachsen im ersten Jahr zu Pflanzen heran, die im zweiten Jahr blühen und nach der Samenbildung wieder absterben. Kleiner Trick: Durch die Aussaat im Sommer verkürzt sich das erste Jahr auf wenige Monate, da nach dem Winter die Wachstumsphase für das zweite Jahr beginnt. (Dies soll keine Anleitung für die Personalabteilung sein, mit zweijährig befristeten Verträgen genauso zu verfahren)
Der Hang oberhalb der Ökologischen Abteilung ist mit schnellwüchsigen Bodendeckern begrünt. Da der Zierwert dieses Wildkrautes mit fortschreitender Blühwilligkeit nachlässt, wird regelmäßig ein Verjüngungsschnitt ausgeführt. (Für die fortgeschrittenen Gärtner mit eigenem Garten: Aegopodium podagraria ist auch unter dem Namen Giersch als gefürchtetes Wurzelunkraut bekannt. Da die Rhizome sich gerne zwischen Gehölzen ausbreiten und jedes kurze Stück wieder austreiben kann, ist eine Bekämpfung auf größeren Flächen ohne Planierraupe und Bagger nahezu unmöglich - eine Umdeklaration zur Wildstaude behebt das Problem schneller).
Ökologisch korrekt werden bei uns die Pflanztöpfe mehrfach verwendet. Nach dem Auswaschen in naturbelassenem Regenwasser müssen sie sorgfältig getrocknet werden, bevor sie mit neuer Erde in Berührung kommen. Langjährige Erfahrung im Bauklötzchen-Stapeln hilft beim Durchführen dieser Hochstapelei.
Nicht alle im Botanischen Garten sind ganz dicht. So müssen zum Beispiel die umgebauten Lüftungskanäle unter dem Tropicarium mit einer Dichtungsschlämme abgedichtet werden, damit sie zukünftig nicht unter Inkontinenz leiden.
Die diesjährige Whirlpool-Saison ist eröffnet. Nachdem die Pflanztöpfe seit dem Frühjahr im Regenwasser baden, werden sie im blubbernden Wasser ausgespült und zum Trocknen aufgestellt. Nach dieser Wellnessbehandlung sind sie bereit, die Stiefmütterchen bis zum nächsten Jahr zu beherbergen.
Im Gegensatz zum Tropicarium ist über dem Subtropenhaus das Dach noch vollständig. Der Regen musste draußenbleiben und so darf der Gärtner mit Schlauch und Gießgerät für den subtropischen Schauer sorgen.
Langsam wird es draußen wieder etwas sommerlicher - Zeit für die Gärtner, an das nächste Frühjahr zu denken. Die Stiefmütterchen für die Frühjahrsbepflanzung werden jetzt ausgesät. Da die kleinen Pflänzchen eher kältere Temperaturen bevorzugen, werden die Dunkelkeimer im kühlen und stockdunklen Verlies eingespert.
Nicht alles wurde gestern zum entbehrlichen Unkraut deklariert. Ein paar glückliche Gewinner werden wieder mit neuen Töpfen und frischer Erde verwöhnt und haben die Chance, in einiger Zukunft ins System gepflanzt zu werden.
Jetzt wird aufgeräumt: Die Kästen mit den Nachzuchten für die Systematische Abteilung schreien nach Pflege. Unkraut muss raus, und alles, was nicht mehr gebraucht wird ebenso.
Während auf dem Tropicariumsdach kräftig gewerkelt wird, sind wir im dunklen Untergrund ebenfalls fleißig. Mit Porphyrplatten wird ein Podest zusammengepuzzelt.
Nachdem sich letzte Woche alle drei zur Abschlussprüfung angetretenen Auszubildenden ihren Gärtnerbrief verdient haben, konnte dies nun ausgiebig gefeiert werden. Der ohrenbetäubende Lärm des auf das Dach niederprasselnden Regens machte lange Reden unmöglich, deshalb wurde nach kurzer Ansprache und der Übergabe von Blumenstrauß und Buchgeschenk schnell zum wichtigen Teil übergegangen: dem Sturm aufs Buffet.
Dank selbstlosem Einsatz zweier Kollegen konnte der angeheizte Grill vor den Wassermassen gerettet werden.
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